Der Stamm der Borana kam ursprünglich aus dem südlichen Äthiopien und siedelte in die südliche Nordregion von Kenia in den frühen Jahren des 16. Jahrhunderts. Sie sind derzeit in und um die Isiolo, Tana River, Garissa, Marsabit und Moyale Bezirke ansässig. Die Wetterbedingungen in diesen Bezirken sind grundsätzlich trocken und heiß mit unregelmäßigen sintflutartigen Regenfällen. Die Sprache, die sie sprechen, wird auch Borana genannt und ist eine Sprachform des umfassenderen Oromo-Volkes, die ursprünglich von einer östlichen Kuschit Familie der Afro-Asiatischen Sprachfamilie abstammt. Die Trennung zwischen Männern und Frauen wird bei den Borana strengstens praktiziert. Die Männer haben die Pflicht sich um die Herden zu kümmern während die Frauen verantwortlich für die Erziehung der Kinder und für die täglichen Aktivitäten im Hause sind. Als Nomaden neigen die Borana dazu bis zu viermal in einem Jahr umzuziehen, abhängig von den Witterungsbedingungen und verfügbarem Weideland. Ihre Abhängigkeit von mündlichen Überlieferungen ist stark und zutiefst geschätzt mit zahlreichen Traditionen welche durch ihre Musik weitergegeben werden.
Polygamie ist eine gängige Praxis bei den Borana, sodass die Mehrheit der Männer mindestens zwei Ehefrauen oder sogar mehr haben. Die familiären Beziehungen sind eng verbunden und die Kinder sind sehr wichtig, weswegen sich die Väter fürsorglich um ihre kleinen Kinder kümmern. Viehzucht, aber vor allem Rinder und Kamele sind die wichtigsten Ressourcen ihres Reichtums und werden außerdem für Zahlungen von Brautgaben, für heilige Opfer und rechtliche Geldstrafen eingesetzt. Sie züchten aber auch Ziegen, Schafe und manchmal auch Kamele. Frauen spielen eine wichtige Rolle bei den Borana, denn sie bauen die Häuser, welche meistens traditionelle runde Grashütten sind. Die Frauen der Borana halten außerdem Tee-Zeremonien anlässlich der Eröffnung der neuen Häuser ab und sie flechten auch tragbare Grashütten die „Dasse” genannt und aus praktischen und temporären Materialien hergestellt werden. Auch wenn die Hütten von vorübergehender Natur sind, existiert dieser Stil seine Sitten und diese Zivilisation, schon seit Jahrhunderten. Eine weitere Aufgabe der Frauen ist es, die Dörfer mit Kamelen und manchmal auch mit Eseln von Ort zu Ort überzusiedeln.
Milch und Milchprodukte wie Joghurt sind ihre Hauptnahrung. Obwohl Fleisch ein wichtiges Nahrungsmittel ist, wird es unregelmäßig konsumiert und kann nicht als Grundnahrungsmittel klassifiziert werden, weil nur zu ganz besonderen Anlässen ein Tier geschlachtet und sein Fleisch gegessen wird, denn ihr Vieh ist ihnen viel zu wertvoll. Milch angereichert mit Maisbrot ist das Grundnahrungsmittel.
Die Sprache der Borana ist eine Oromo-Sprache, welche eng mit der Ausdrucksart von zwei anderen Oromo-Gruppen verwandt ist, nämlich den Arsi und den Guji. Diese drei eng verwandten Formen der Oromo-Sprache werden zusammen als eine Sprache klassifiziert, welche unter dem Namen Borana-Arsi-Guji Oromo bekannt ist. Da die Sprache dieser Völker gegenseitig verständlich ist, werden die Sprachen dieser drei Völker offiziell als Dialekte unter ihrem individuellen Namen eingeordnet. In Äthiopien wird die Sprache dieser Völker zusammen mit den separaten Sprachen anderer Oromo-Völker oft einfach Oromo genannt.
Ihre traditionelle Religion ist monotheistisch mit einer Kommunikation über Priester oder „Qalla“ und der traditionelle Name für Gott ist Waq (oder WAK). Der Islam wurde sehr einflussreich in den letzten 80 Jahren in der Borana Gesellschaft, aber nur etwa fünfzig Prozent der Borana hatten nur oberflächlichen Kontakt mit dem Islam und folgen noch meistens ihren traditionellen Praktiken.
Die Wirtschaft und der Lebensstil dieses Volkes umfasst hauptsächlich die Rinderhaltung, obwohl die früher verbotenen Kamele immer wichtiger werden und sie heutzutage Schafe und Ziegen halten. Junge Männer hüten das Vieh, während die Frauen die ganzen Familienaufgaben übernehmen.