Die äthiopische Entsprechung zu Epiphanias trägt den Namen Timkat und steht seit 2019 auf der Liste des immateriellen Weltkulturerbes. Als farbenfrohes religiöses Fest wird es in ganz Äthiopien anlässlich von Jesu Taufe im Jordan gefeiert und diese farbenprächtig von der Menge reinszeniert. Mehrere Prozessionen finden während den drei Tagen von Timkat statt.
Gada oder Gadaa bedeutet wörtlich „Ära“ und benennt das traditionelle System der Führung bei den Oromo, einer der Ethnien im Vielvölkerstaat Äthiopien. Sie leben im zentralen und südlichen Landesteil. Es kam 2016 auf die Liste des Immateriellen Kulturerbe Äthiopiens und wird von Generation zu Generation weitergegeben. Dieses System regelt sämtliche politische, wirtschaftliche soziale und religiösen Aktivitäten und Entscheidungen bei den Oromo.
Fichee-Chambalaalla nennt sich das Neujahresfest des Sidama-Volkes, das seit 2015 auf der Liste des Immateriellen Weltkulturerbes Äthiopiens steht. Es erinnert an eine Frau aus dem Volk der Sidama, die jedes Jahr nach ihrer Hochzeit ihre Eltern und Verwandten besuchte. Der Legende nach brachte diese Frau ihnen „buurisame“, eine lokale Speise aus Bananen, Milch und Butter, die sie mit allen Verwandten und Nachbarn teilte.
Meskel bezeichnet das Fest der Kreuzauffindung in der äthiopisch-orthodoxen Kirche und fällt vielerorts mit dem Ende der Regenzeit zusammen. Die Menschen lassen sich vom heiligen Kreutz segnen und feiern mehrere Tage zusammen mit ihren Familien, die in ihre Dörfer heimkehren. Ein Höhepunkt ist die Entfachung des Freudenfeuers durch den lokalen Priester.
Das immaterielle Kulturerbe bezeichnet in erster Linie kulturelle Ausdrucksformen der Menschheit. Dies können mündlich überlieferte Traditionen sein, darstellende Künste wie Musik, Tanz und Theater, aber auch gesellschaftliche und soziale Bräuche wie Feste und bestimmte Rituale. Auch Sprache und ihre Ausdrucksformen fällt selbstverständlich darunter. Hinzu kommen Praktiken, die den Umgang mit der Natur und dem Universum zum Inhalt haben sowie das Wissen um traditionelle Handwerkstechniken wie Weben oder Töpfern. Von der Spanischen Hofreitschule bis zur neapolitanischen Kunst des Pizzabackens sind sämtliche Kulturformen dabei. Die Etablierung eines immateriellen Welterbes war notwendig, um zusätzlich zu einmaligen Baudenkmälern der Menschheit auch das gemeinsame Kulturerbe in Form von lebendigen Traditionen international und rechtlich schützen und auszeichnen zu können. Es bestehen aber genauso Verbindungen zum Weltnaturerbe, eben dann, wenn Flora und Fauna in der Überlieferung von Bräuchen eine Rolle spielen oder die Natur in Riten geheiligt wird, wie das bei vielen Naturreligionen und im Animismus der Fall ist. Das Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes wurde im Jahr 2003 auf der 32. Generalversammlung der UNESCO in Paris verabschiedet. Inzwischen nehmen 178 Vertragsstaaten an der Nominierung zum Immateriellen UNESCO Weltkulturerbe teil. Das Auswahlverfahren initiieren zum Beispiel Vereine und praktizierende Gemeinschaften, die dann ihre Vorschläge den zuständigen Ministerien vorlegen. Bis zur endgültigen Nominierung durchläuft jeder Vorschlag ein mehrstufiges Verfahren. In Deutschland ist dafür die Kultusministerkonferenz verantwortlich.