Die Surma sind ein Volk in Äthiopien. Sie leben im südwestlichen Teil des Landes und Grenzen an den Sudan. Das Volk wird auch Shuri, Suri, Dhurma oder Dhuri bezeichnet. Insgesamt 20.622 Menschen gehören diesem Stamm an, wovon davon 19.622 in Äthiopien sowie 1.000 im Sudan leben. Die Surma leben hauptsächlich von der Viehzucht. In geringem Maß spielt auch der Tourismus eine Rolle. Die ursprüngliche Lebensart ist vom Aussterben bedroht. Was zum einen davon kommt, dass die äthiopische Regierung das sehr primitive Volk zivilisieren möchte und zum anderen, da sudanesische Kriegsflüchtlinge ihren Einfluss in das Gebiet bringen.
Die Sprache der Surma gehört zur nilo-saharanischen Sprachfamilie, näher gesagt zur surmischen Sprache der Ostsudanesischen Gruppe. Diese untergliedert sich nochmals in Dialekte Tirima und Chai. Inmitten des hügeligen busch- und grasbewachsenen Gebiets leben die Surma als Kleinbauern und Viehzüchter. Das Rind ist ein Statussymbol. Im Durchschnitt besitzt ein Surma-Mann 40 bis 50 Rinder. Wer an die Hundert Rinder besitzt, gilt als reich. Nicht selten wird das Vieh auch als Tauschpreis eingesetzt, beispielsweise für eine Heirat. Da Diebstähle von Rindern sehr häufig sind, wird jedes Tier mit einem Ohrring versehen. Wenn ein Surma es schafft ein Rind zu stehlen, erhält er viel Anerkennung und Ruhm. Aber die Gefahr beim Stehlen erschossen zu werden ist groß. Denn das Volk verteidigt nicht nur sich selbst sondern auch die Herden mit Kalaschnikows. Diese Waffen zählen zum zweit-wichtigsten Statussymbol eines Surma-Mannes. Das Volk lebt in Dorfgemeinschaften und zwar in einer losen Demokratie. Der Gemeinschaftsälteste wird als Komaru bezeichnet und wird als spiritueller und weiser Ratgeber und Führer anerkannt. Er trägt eine Krone aus Federn und Fell und wird rund um die Uhr von Leibwächtern bewacht. Das Leben findet vor allem draußen statt. Nur geschlafen wird mit der ganzen Familie in einer einfachen Lehm- und Holzhütte.
Die traditionelle Surma-Frau schmückt sich mit Lippentellern. Dazu legen sie große Ton- oder Holzteller in ihre ausgeweiteten und durchlöcherten Ohrläppchen und Unterlippen. Diese werden nur in Abwesenheit der Männer und zum Schlafen herausgenommen. Etwa sechs Monate vor der Hochzeit werden den Frauen der erste bis zu drei Zentimeter starke Teller eingesetzt, was etwa im Alter von 20 Jahren geschieht. Fortan wird ein immer größer werdender Teller eingefügt, damit die Lippen sich immer weiter ausdehnen. Diese Tradition stammt noch aus der Zeit der Sklaverei. Umso größer ein Teller, desto größer die Viehherde und umso mehr Brautpreis. So kann ein großer Teller die Bräutigamfamilie bis zu 60 Rinder kosten. Doch die endgültige Auswahl über den Bräutigam trifft die Braut. Der Surma-Mann darf zwei Frauen heiraten.
Die Surma ernähren sich vor allem von Mais und Hirsebrei. Wenn Fleisch dann Ziegenfleisch; beim Schlachten der Ziege liest eine Wahrsagerin die Zukunft aus Unregelmäßigkeiten und Punkten der Innereien. Männer trinken das frische Blut von Rindern, da es für sie eine Proteinquelle darstellt. Dafür wird etwa alle vierzehn bis dreißig Tage ein Rind zur Ader gelassen.
Der Donga-Kampf ist sowohl Mannesritual wie auch Sport. Aber auch ernsthafte Konflikte werden über den Donga-Kampf ausgetragen. Dabei werden empfindliche Körperteile geschützt und versucht den Gegner mit langen Stöcken in die Knie zu zwingen. Wenn ein Gegner am Boden liegt, darf dieser nicht mehr geschlagen werden. Ein Schiedsrichter achtet darauf, dass dieser Kampf nicht tödlich endet. Im Kampfsport bedeutet der Tod eines Gegners durch Regelverstoß nicht selten den Verlust des Besitztums. Solche Todesfälle passieren ab und an. Verluste von Körperteilen wie Finger oder Augen oder Knochenbrüche sind allerdings häufig der Fall. Oft nutzen Frauen diese Donga-Kämpfe um sich einen Mann für die Zukunft auszuwählen.